Die Geschichte begann am 21.11.2009. Ein Samstag, in Bautzen im Jugendkeller TIK. Dort ist mir Michael zum ersten Mal begegnet. Nein eigentlich begann es schon drei Wochen vorher, ich bekam eine E-Mail 📧 von einem Bekannten, mit dem ich sonst kaum zu tun hatte. Mit einer Einladung - ich hab sie noch! Bis zu diesem Moment hatte ich von einem Michael Stahl noch nie etwas gehört.
Am Abend vorher fiel mir ein: "Morgen ist doch diese Selbstverteidigungssache mit dem Stahl, das wär doch mal was". Mit Engelszungen 👼 überredete ich meine Tochter (9 Jahre) zum Mitkommen. Selbst am Morgen hatte sie noch keine Lust.
Michael begrüßte jeden persönlich mit Handschlag 🤝 und Blick ins Gesicht, das fiel mir sofort auf. Es war ein toller Tag, mit vielen schönen Team-Spielen und Aktionen... Das Fazit meiner Tochter "Das war der beste Tag meines Lebens!". Auf lustige Art und Weise nahm er unsere kleinen Unzulänglichkeiten (vor allem meine) auf die Schippe.
Zum Schluss warb Micha noch dafür, doch eine Ausbildung zum SV-Trainer zu machen. Sofort war ich Feuer und Flamme 🔥, schon lange hatte ich den Wunsch in meiner Freizeit andere zu trainieren. Etwas weiterzugeben , dass ich genauso auch meinen eigenen Kindern 🚸 vermitteln würde und über die Hinweise der Polizei 🚓 in der Schule "Nicht mit Fremden mitgehen" hinausgeht. Das entsprach genau meinen Vorstellungen. Schon als Jugendlicher träumte ich davon "Karate" 😍 zu können und mal einen Schwarzgurt 🥋 zu bekommen.
Am 18. Dezember 2009 🎄 saß ich zusammen mit meiner Frau Ira und unserem einjährigen Sohn im Auto auf dem Weg nach Bopfingen, um uns mal eine Trainerausbildung "anzusehen", ob das was für uns ist. Mit dieser Fahrt kam gerade der Wintereinbruch ⛄. 19° Grad unter Null 🌡, 8 Stunden Fahrt, Scheibenwäsche eingefroren, Scheibenenteiser an allen Tankstellen ausverkauft, die Autobahn war kaum zu sehen vor lauter Schneetreiben. Doch unser Sohn schlief friedlich in seiner Kinderschale.
Hilda nahm uns gegen Mitternacht 🌃 ganz lieb auf, hatte Nudeln 🍝 für uns gekocht und Ihr Schlafzimmer für uns geräumt. Ich kann mich sogar noch an den Traum in dieser Nacht erinnern. Ich träumte vom Fliegen. Dieses Training damals überforderte mich. Ich dachte "Das lerne ich nie..." 💀
Es dauerte noch ein ganzes (mir endlos erscheinendes) Jahr 📅. Im September 2010 war es endlich so weit. Voller Vorfreude begannen wir gemeinsam unsere Trainerausbildung. Ohne Vorkenntnisse. Einmal im Monat 1.040 km, mindestens 12 Stunden Fahrt 🚘. Mit etwa 15-20 Leuten auf dem Dachboden von Michas Sportschule 6 Stunden zuhören, trainieren, schwitzen 😅.
Meistens haben wir dort gleich geschlafen 🛌. Im Winter war es eisig, im Sommer stickig. Wir brauchten jedes Mal ein Kindermädchen , welches unsere Kinder zu Hause betreute. Eine gute Freundin übernahm das zum Sonderpreis. Alle waren auch einmal mit in Bopfingen. Ich erinnere mich noch, wie Ben (2 ½ Jahre) mit der Baseball-Keule über der Schulter ganz cool durch den Trainingsraum lief. Ansonsten genossen wir die kinderfreie Zeit miteinander im Auto und das Zusammen sein mit einer Menge netter Leute. Viele davon wurde Freunde. Schön war der Austausch, das gemeinsame Essen, der "spirituelle Beistand" 🙏 durch unseren katholischen Priester Wolfgang ....
Ich erinnere mich an ein Training 🤼 mit dem "furchtbaren Eugen". Ein Riese mit etwa 120 kg, russischem Akzent und Bärenkräften. Das Hauptproblem an dem Tag war, dass seine neue Freundin 👧 zuschaute und er an mir sein Können demonstrieren musste 😲.
Beim Training im November brach ich mir den Fuß, alle dachten, ich mach wiedermal einen meiner schauspielerischen Scherze, weil ich lauthals rumkrakelte. Der Notarzt kam und die Azubine hatte Mühe genügend Schmerzmittel zu spritzen 💉, danach war ich megagut drauf...
Spätabends fuhr Ira dann doch noch den langen weiten Weg ganz allein nach Hause, denn die reichlich zugeführten Betäubungsmittel ließen nach und ich bekam Schüttelfrost...
Ein andermal, nach dem intensiven Training mit Rene Weller 🥇, schafften wir es trotz Zwischen-Übernachtung kaum nach Hause vor Erschöpfung 😵.
Es war eine sehr bewegende und prägende Zeit, wir erlebten Micha, Hilda, Erich und all die mit uns trainierten, immer als sehr ermutigend und Positiv. Ich machte damals persönlich gerade Schweres durch, hatte den Halt im Leben verloren. Wir fühlten uns angenommen und auch ein bisschen zu Hause 🏡.
Ich konnte es wirklich kaum fassen, das ich einfach so sein durfte, wie ich war und so angenommen war 💖. Das tat so gut. Manchmal hab ich mich umgedreht und gewartet, ob noch jemand etwas Schlechtes über mich sagt... Ich habe diese Situation heute noch vor Augen. Auch Ira hat sich sehr wohlgefühlt und erkannt mit ihren Gaben und Fähigkeiten.
Im Sommer 2011 war das Ende unserer Ausbildung erreicht. Nach einem langen und herauszufordernden Tag gab es (für einige, inklusive mir! - doch noch) die heiß ersehnten Trainer-Lizenzen 📜 und unsere erste Graduierung. Wir waren alle überglücklich. Micha überreichte uns unsere ersten Gürtel 🥋: Ira violett, ich blau. Ich trug ihn mit Stolz und habe ihn heute noch...
Wir entschieden uns (wage)mutig, selber SV-Kurse anzubieten. Am 23. April 2012, nach dem Verteilen einiger kleiner Flyer in Geschäften vor Ort und einer Anzeige in einem kostenlosen Wochenblatt 📰, hatten wir unser erstes Selbstverteidigungstraining in unserer eigenen kleinen "Kampfsportschule" 🏫 (die erste und bisher einzige MSE-Schule im Osten der Republik, was sich hoffentlich noch ändert).
Ich hatte echt Schiss, dass n paar Karate-Fritzen kommen und mir mächtig aufs Maul haun 🤛 und zeigen, dass ich überhaupt nichts drauf hab.... Stattdessen kam auch ein Papa mit seinen Töchtern, der selber viele Jahre Kampfsporterfahrung hat. Am Ende der Stunde meldete sie an, weil er unser Konzept toll fand.
An diesem ersten Tag standen 13 Kinder in der kleinen Schulturnhalle, wir waren überwältigt.
Zur zweiten Stunde kam eine Mutter 🙋 und teilte uns überglücklich mit, dass sie erstmals zum Direktor musste, weil ihr Sohn sich geprügelt hätte, tatsächlich hat er sich zu ersten Mal gewehrt....
So haben wir jetzt seit sieben Jahren unsere "kleine" Kampfsportschule, und viel erlebt, viele Kinder und Erwachsene im Training gehabt, sind dankbar 👍 und glücklich und eine große bunte Familie...
Durch viele gute "Zufälle" entstand 2015 in Bautzen daraus einen Verein 👫 und wir können nun jede Woche 6 (!!!) Trainingseinheiten anbieten, die von mehr als 100 Teilnehmern, vor allem Kindern und Jugendlichen, regelmäßig genutzt werden. Unsere Kindergruppen sind übervoll. Insgesamt 6 Trainer, 3 Übungsleiter und eine tolle Kassenwartin stemmen die ganze Arbeit. Danke für alles an Micha und Team....
Ich saß gerade am Computer 💻, um irgendwas vorzubereiten, als das Telefon 📞 klingelte:
Ein junger Mann war dran, der gern zum Training kommen wollte. Und fragte, ob wir auch Duschen 🚿 hätten und ob wir zusammen nach dem Training duschen könnten, da könnte er mir sein Ekzem zeigen. (Bloß gut, keine Duschen. Schwitz.) Er sei homosexuell und ob er trotzdem zum Training kommen könnte. Je länger das Telefonat dauerte, desto schlimmer wurde es ...
Ich immer ganz höflich, verständnisvoll 😅: "Natürlich können Sie zum Training kommen, ja verstehe ich, ja das hatte ich auch schon mal..."
Plötzlich lautes Lachen 🤣 am Ende der Leitung. Micha war auf der Autobahn unterwegs und hatte lange Weile und mich mächtig reingelegt. Alle Anderen im Auto mussten sich die ganze Zeit das Lachen verkneifen.... Noch heute erinnern wir uns alle gern an diesen gelungenen Moment.
Henryk