In dieser Situation ist es extrem wichtig dein Gegenüber genau zu beobachten. Denn es gibt eindeutige körpersprachliche Signale, welche auf einen bevorstehenden Angriff hindeuten. Hier die Klassiker:
Eine oft erfolgreich eingesetzte Möglichkeit ist es, dein Gegenüber in diesem Moment laut und kernig anzusprechen:
"Haben Sie etwas vor???"
Wenn die Situation eskaliert reicht manchmal anschreien, um den Täter aus seiner "Trance" zu wecken. Oder ein kräftiger Schlag auf die Brust oder ein Stopp-Fußtritt auf den Oberschenkel. Nützt das alles nichts und eine Auseinandersetzung ist nicht mehr zu vermeiden - ran an den Mann / die Frau.
Übrigens:Untersuchungen haben gezeigt, dass in 3 von 4 Überfällen lautes Schreien und Schlagen eine Vergewaltigung / einen Übergriff verhindert hat. |
Schlage nicht wild um dich, sondern gezielt, und zwar so, dass es wehtut!
Nutze auch Alltagsgegenstände, welche du dabei hast: Schirm, Tasche, Handy, Schlüsselbund, Rucksack, Schuh... Das braucht Übung und regelmäßige Wiederholung zur Festigung.
Warum du auf die üblichen Selbstverteidigungswaffen verzichten solltest erfährst du in diesem Artikel...
Sie sind überraschend, man ist gerade in dem Moment nicht vorbereitet. Unser Körper schaltet auf Überlebensmodus (Autopilot), unwichtiges wird abgeschaltet:
Ein neurobiologischer Schutz-Mechanismus/Reflex wird aktiviert, dieser ist nicht willentlich/intellektuell steuerbar, aber begrenzt trainierbar, im Stammhirn (Cortex):
Wichtig!Bitte erschrick nicht. Die nächsten Sätze habe ich unter der Prämisse geschrieben, dass du grundsätzlich eine friedliebende Person bist, welche sich selbst liebt und ihr Leben / Gesundheit / Freiheit... in einem Notfall beschützen muss. |
Du hast bei unvorhergesehen gewalttätigen Übergriffen leider keine Zeit zum Abwägen, zur Wahl deiner Mittel oder auf deinen Angreifer Rücksicht zu nehmen. Zudem weißt du nicht, was er noch mit dir vorhat (vielleicht hat er ein Messer dabei...)
Also bleibt dir nichts anders übrig, als mit vollem Einsatz zu kämpfen. Schnell, entschlossen, böse* und effektiv. Klappt eine Sache nicht, mach eine Andere, keine Wiederholungen. Augen und Genitalien. Setze deine Ellbogen ein, Schlage zur Luftröhre, Tritt zum Knie... Höre erst auf, wenn du dich sicher entfernen kannst.
*) Mit Böse meine ich: Unsere Eltern haben sich bemüht uns gut zu erziehen, sie haben uns beigebracht höflich zu sein, Bitte und Danke zu sagen. Das hilft uns leider in solchen Momenten nicht weiter und wir "müssen" dass für den Moment vergessen. |
Ist dein Angreifer verletzt, sorge für Erste Hilfe. Du musst es nicht selbst tun. Rufe den Notarzt (aus sicherer Entfernung) oder bitte Außenstehende darum.
Nicht in jeden Fall ist die radikale Form der Notwehr geboten. Ist der Angreifer geistig verwirrt oder behindert, stark betrunken oder ein KIND (!), sollte man unbedingt versuchen dem Angriff auszuweichen oder nur milde Mittel anwenden. Bei uns nennt sich das: "Kontrollierende Selbstverteidigung".
Auch sonst, kann man, wenn es die Situation zulässt und man selbst trotz des starken Stresses dazu in der Lage ist, versuchen mildere Mittel anzuwenden. Natürlich möglichst ohne sich selbst dadurch zu gefährden.
Egal ob ein Kampf stattfand oder der Schwächere kapituliert hat, die machtbezogene Überlegenheit des Siegers bleibt immer erhalten!
"Ein Feind bleibt immer noch dein Feind,
auch wenn du Ihn besiegt hast."
Ein besiegter Gegner sucht meist Rache und Vergeltung. Ein "Sieg" beendet den Kampf also nicht wirklich. Deshalb löst "Gnade" die Dualität von Sieg und Niederlage auf. Beim Angreifer die Erkenntnis, über die Nutzlosigkeit seines gewaltsamen Tuns zu erreichen, den Schritt zu der einzigen erstrebenswerten Lösung: die sofortige Beendigung der Auseinandersetzung und die Befriedung des Konflikts. Zudem bekommt er die Möglichkeit, die eigene Unversehrtheit als Geschenk zu erkennen und dankbar zu werden.
Unter anderem geht Aikido - der "Weg zur Harmonie der Kräfte" - diesen Weg. Ziel ist es den Angreifer meist durch Hebel, Achsen & Kinetik in eine Position zu bringen, bei welcher er sich selbst Schmerzen bzw. Schaden zufügt, wenn er weiterkämpft. Der Kampf geschieht, ohne vordergründiges Interesse zu verletzen oder zu schädigen. Dazu die eigene innere friedliche Grundhaltung, selbst während der Auseinandersetzung, wirken deeskalierend. Den Angreifer ohne Gesichtsverlust & ohne besiegt worden zu sein, durch seine freiwillige Aufgabe, aus der Situation zu entlassen - bringt Frieden.
Es erfolgt die Auflösung der "Verlierer-Rolle" durch Gnade im Zweikampf und Gewährung von körperlicher Unversehrtheit und persönlicher Integrität. Der Angreifer darf ohne Selbstaufgabe aus der Situation "aussteigen" und seine Würde behalten.