Schon wieder. Seit ich erwachsen bin, scheint die Zeit nur so zu fliegen. Ständig fordert irgendetwas meine Aufmerksamkeit, sei es das Bafög-Formular oder die Steuererklärung. Erinnerst du dich noch daran, wie Weihnachten als Kind war?
Diese freudige Erwartung, die schier unendliche Zeit bis zum Heiligabend? Selbst wenn wir das erste Kalendertürchen öffnen durften, schien es noch eine gefühlte Ewigkeit bis zum Weihnachtsabend. Am 24.ten konnte ich es kaum erwarten, hinter meiner Oma in die festlich geschmückte Stube zu gehen. Erst noch Abendbrot und die lange Christmette …
Die Weihnachtsnaschereien liegen schon seit Anfang September in den Regalen, ich habe noch nichts gekauft. Wenn ich mich dann mal endlich irgendwann nach Weihnachten fühle, gibt es keine Dominosteine mehr und ich muss mich sputen, um noch einen Stollen zu erwischen. Der Bummel über den Weihnachtsmarkt lässt auch irgendwie keine allzu große Vorfreude aufkommen. Die Buden sind weniger geworden und die Preise sind gestiegen. Bratwurst und Glühwein um 5 €. Viele Menschen auf der Suche … wo sind die Weihnachten meiner Kindheit?
Neulich sehnte ich mich nach diesem weihnachtlichen Gefühl von Geborgenheit. Also habe ich die Gardinen zugezogen, das Räuchermännchen angemacht und eine Kerze entzündet. Und habe einfach nur eine Stunde auf dem Sofa gesessen. Ohne Fernsehen, ohne Weihnachtsmusik, ohne Handy … der Duft von Räucherkerzen erinnerte mich an meine Kindheit, als wir gemeinsam um den Adventskranz saßen und gemeinsam Weihnachtsplätzchen naschten.
Ich glaube, wenn ich herumgehe und die Menschen fragen würde, was sie sich zu Weihnachten wünschen, die meisten würden vermutlich sagen: Ruhe, gemütliches beieinander sein, miteinander essen und reden, einfach nur Frieden.
Inhaltsverzeichnis
Wo ist der weihnachtliche Frieden?
Einige Kriege laufen schon seit Jahren ohne Aussicht auf ein baldiges Ende. An anderen Krisenherden der Erde hat man jeden Tag Angst, dass ein neuer Konflikt ausbricht. Manche Herrscher benehmen sich wie Könige auf dem Schachbrett – bereit, ohne Rücksicht andere für ihren Machterhalt zu opfern.
Frieden – so ein einfacher Wunsch und doch so schwer zu erreichen. Oft stehe ich diesen Konflikten und Kriegen in der Welt so hilflos, so ohnmächtig, so wütend gegenüber. Das Gefühl, dass mein Wunsch überhaupt nichts bewirkt. Vielleicht liegt meine Sehnsucht nach Frieden in diesen kindlichen, unschuldigen Erinnerungen – nicht nur in meinem Leben, sondern auch bei vielen anderen Menschen.
Wie kann ich „kleines Ich“ zum Frieden auf dieser Welt beitragen?
Indem ich bei mir selbst anfange. Frieden mit mir selbst, meinem Aussehen, meinen Fähigkeiten, meinen Fehlern und Unzulänglichkeiten. Indem ich den Menschen in meinem Umfeld mit Frieden und Freundlichkeit begegne (auch denen, die mir mit Ihrer Art oft auf die Nerven gehen und die ich nicht besonders mag). Dann säe ich einen Samen für Frieden in der Welt. Damit geschieht etwas Gewaltiges, auch wenn es nicht so aussieht. Das Kind in der Weihnachtsgeschichte, Jesus, wurde in einem dunklen, stinkigen Stall geboren. Klein und unscheinbar, niemand hätte vermutet, dass dieser Mensch ein Revolutionär wird, welcher diese Welt entscheidend prägt.
Fragen an dich
Wenn du zum Frieden auf dieser Welt beitragen möchtest, kannst du dir die folgenden Fragen stellen:
- Wo bin ich im Unfrieden mit mir selbst?
- Gegen welche Menschen oder Randgruppen in meinem Umfeld hege ich Ablehnung? (weil sie eventuell meine politische Meinung nicht teilen, eine andere Partei wählen, an einen anderen Gott glauben, eine andere Sprache sprechen oder eine andere Hautfarbe oder eine andere sexuelle Ausrichtung haben, oder weil sie weniger oder mehr Geld verdienen als ich …)?
Es erscheint mir einfach, die ganze Welt zu lieben, doch oft fällt es mir schwer, eine einzelne Person in meiner Umgebung, meiner Nachbarschaft, auf meiner Arbeitsstelle „einfach“ nur anzunehmen und freundlich zu behandeln. Das Licht der Weihnachtskerzen erinnert mich daran, dass Frieden klein beginnt – in mir selbst, in meiner Familien und in der Nachbarschaft. Ein ehrliches „Guten Tag“, ein freundlicher Blick, eine anerkennende Bemerkung über den tollen Rasen oder das neue Auto kann einem Menschen einen schönen Tag bescheren, manch einem hat so ein unscheinbares Gespräch tatsächlich das Leben gerettet. Vielleicht fällt es dir sogar am schwersten bei den Menschen, welche dir am nächsten stehen, Eltern, Kinder oder deinem Partner, deiner Partnerin …